Elster-Kaltzeit, Mittel-Pleistozän

Das Untersuchungsgebiet Freiberg - Dresden liegt am Südrand des elsterglazialen skandinavischen Inlandeinsschildes und wird durch die Nordeuropa-Übersichtskarte (Abb. 1) angezeigt. Nach EISSMANN (1986) findet sich in den Ablagerungen der Leipziger Tieflandsbucht ein Gemisch aus Moränenmaterial von Oslo (Norwegen), Schweden, Finnland und dem Baltikum.


Aus:

EISSMANN, L. (1986): Quartärgeologie und Geschiebeforschung im Leipziger Land mit einigen Schlußfolgerungen zu Stratigraphie und Vereisungsablauf im Norddeutschen Tiefland, S. 105-133  in:

RICHTER, E., BAUDENBACHER, R., EISSMANN, L. (1986): Die Eiszeitgeschiebe in der Umgebung von Leipzig. Bestand, Herkunft, Nutzung und quartärgeologische Bedeutung. - Altenburger Naturwiss. Forsch. 3: 1-136, Altenburg

"Im Leipziger Raum treten sowohl in den saaleeiszeitlichen als auch in den elstereiszeitlichen Ablagerungen Geschiebe vom Oslogebiet bis zum Ostrand den Finnischen Meerbusens auf. Das ist nur durch bedeutende Richtungsänderungen der jeweils zum Inlandeiskörper zusammenwachsenden fennoskandischen Haupteisströme erklärbar.
   Es ist anzunehmen, daß zu Beginn der größeren Vereisungszyklen zunächst ein gut ernährter norwegischer (Oslo-)Eisstrom über Jütland und die Dänischen Inseln nach Süden vordrang und dabei einen südwestlich fließenden Ostsee-Eisstrom mit schwedisch-finnischer Geschiebefracht unter kräftiger Eis- und Moränendurchmischung nach Süden ablenkte."

Abbildung 1: Die Karte oben zeigt nach EISSMANN (1986) den vermuteten Verlauf der Stromfäden zur Zeit der Ausdehnung der skandinavischen Vergletscherung während der Elster-Kaltzeit. Dabei wird der Ostsee-Eisstrom aus NE kommend, anfangs durch den starken Oslo-Eisstrom (Leitgeschiebe z. B. Rhombenporphyr) nach Süden abgedrängt. Da der Oslo-Eisstrom später an Kraft verlor, gab es vermutlich danach noch einen letzten Vorstoß des Ostsee-Eisstromes (NE-SW). Die untere Abbildung zeigt eine modifizierte Karte nach EISSMANN (1997). Nach neuen Forschungsergebnissen (GÖHLER 2002-2015) muss der Oslo-Eisstrom (rosa) zumindest den Erzgebirgsrand südlich Freiberg in genauer NW-SE-Richtung angefahren haben, da z. B. bei Langenau nahe Freiberg vorwiegend lokales Moränenmaterial nachweislich diesen Weg nahm. Der erwähnte letzte Vorstoß des aus NE kommenden Ostsee-Eisstromes (weiß) bildete vermutlich in der Endphase lokale Loben (grau) aus. Ein Lobus im Raum Dresden mit Transportrichtungen aus NE über W und NW mit Schüttung eines heute abgetragenen Endmoränenbogens (?) unmittelbar westlich des Tharandter Waldes und entgültiger Plombierung des Elbtales im Elbsandsteingebirge stoppte seinen Westvorstoß noch vor Freiberg. Daten des Nordböhmischen Eisstausees (Maximalstand) liefert POHLENZ (2010).

   Allerdings ist momentan noch offen, ob es sich bei dem letzten Vorstoß (Dresden-Lobus) nicht doch um einen Elster-2-Vorstoß handelt. Das Gesamtbild der End-, Stauchendmoränen und Stauchmoränen könnte dazu passen. Dann wäre der Oslo-Gletscher (rosa) auf der Karte ausschließlich Elster 1 (also ein Gemisch von Moränenmaterial aus Oslo- und Ostsee-Gletscher) und der Ostsee-Gletscher (weiß, grau) Elster 2. Hier sind weitere Kartierungsarbeiten abzuwarten.

Legende:
E1   -   Maximalausbreitung Elster-1-Vereisung nach GÖHLER (2002-2015)
E1   -   Maximalausbreitung Elster-1-Vereisung nach EISSMANN (1997) und im blauen Rahmen nach GÜK400
E2   -   Maximalausbreitung Elster-2-Vereisung nach EISSMANN (1997)
____    Endmoränen nach EISSMANN (1993), vorwiegend Elster 2
____    Stauchend- und Stauchmoränen nach EISSMANN (1997), vorwiegend Elster 2
____    vermutlicher Endmoränenbogen nach GÖHLER (2002-2015)
____    Eisvorstoßrichtung (Gletscherschrammen, Geschiebelängsachsen, Lokalgeschiebe) nach EISSMANN (1997)
____    Eisvorstoßrichtung (im blauen Rahmen: Lokalgeschiebe) nach GÖHLER (2002-2015)
    Vorstoßrichtung Oslo-Gletscher                   Vorstoßrichtung Ostsee-Gletscher
           vermutlich erhaltener Oslo-Gletscher mit eingearbeitetem Moränenmaterial des von ihm nach Süden
           abgedrängten Ostsee-Gletschers    
           (weiß und grau) vermutlich erhaltener Ostsee-Gletscher mit eingearbeitetem Moränenmaterial des
           gemischten Oslo-Gletschers
           Inlandeis freies Hochgebiet, bei 500-600 m NN liegt die Schneegrenze - darüber folgt die Schneezone
Dresden-Lobus  -  (in Arbeit) im Untersuchungsgebiet wahrscheinlich sicher (Leipzig- und Zittau-Lobus möglich)

 

Hinweis: Die Karte unterliegt unregelmäßigen Aktualisierungen!

 

 

Vorläufige Karte der Transportrichtung von elsterglazialem Moränenmaterial im Untersuchungsgebiet Großraum Dresden - Freiberg

Aktualität: 24.02.2015

Abbildung 2: Vergletscherungsmodell Maximaler Elster-1-Eisvorstoß. Vorläufiger Entwurf (T. GÖHLER 2015). Detaillierte Informationen auf Seite Elster-Kaltzeit (Dresden-Freiberg) - in Vorbereitung.

Zeichnung unter Verwendung topografischer und kartografischer Elemente und Strukturen nach Top50 Sachsen. Erlaubnis: CD-ROM Top50, TopMaps © Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2011. Die Übersichtstruktur der Vergletscherungskarte wurde der GÜK400 Sachsen angepasst. Die Elster-2-Linie entspricht den Vorgaben der GÜK400 Sachsen (1992), sowie in groben Zügen den GK25(N) Sachsen [Blatt 4947 Wilsdruff (2005), 5047 Freital (2011), 5048 Kreischa (1999) und 5049 Pirna (1997)]. Eintragung elsterglazialer Endmoränen (dicke grüne Streifen bei Pirna und nördlich Döbeln) und Richtung von Gletscherschrammen Bereich zwischen Radeberg und Pirna nach EISSMANN (1997).

 

Hinweis: Die Karte unterliegt unregelmäßigen Aktualisierungen!


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